Im Dezember 2006 erhielt das Leininger-Gymnasium die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Damit hat sich die Schule verpflichtet, dieses Prinzip im Schulalltag zu verwirklichen und regelmäßig Veranstaltungen und Projekte durchzuführen, die sich gegen Diskriminierung in jeder Form wenden.
Das Leininger-Gymnasium veranstaltete am 09. November 2015 in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde Grünstadt eine Gedenkstunde anlässlich der Reichspogromnacht 1938.
Die rund 100 Gedenkenden versammelten sich am Abend des 09. Novembers auf dem Synagogenplatz in Grünstadt. Frau Löhr-Funke sprach - als Vertreterin der evangelischen Kirchengemeinde - einleitende Wort und erinnerte an die betroffenen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Grünstadt, die in dieser Nacht Opfer des nationalsozialistischen Regimes wurden. Auf großflächigen Bildern waren Aufnahmen der damaligen Schandtaten zu sehen, die einen Einblick verschafften, welcher Terror an diesem 09. November 1938 in Grünstadt wütete.
Die Schülersprecher des Leininger-Gymnasiums, Pia Siepenkötter und Maximilian Lehner, schlugen den Bogen zwischen dem Fremden- und Judenhass des 3. Reichs und aktuellen politischen Themen, wie dem Flüchtlingsstrom nach Europa oder den militärischen Einsätzen in Afghanistan und Syrien.
Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus der "Wer-Sonst?!"-AG und einer 10. Klasse erinnerte unter der Leitung von Herrn Schutte mit einer Sprechmotette an das, was den Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ganz alltäglich angetan wurde. Die Ausrufe der Schüler und Schülerinnen wurden durch immer lauter werdende Paukenschläge verstärkt und so wurde eine Atmosphäre geschaffen, die den Gedenkenden das Geschehene plastisch darstellte.
Die Wortbeiträge wurden durch jiddische Gesangslieder ergänzt, die der Veranstaltung einen angemessenen musikalischen Rahmen verlieh.
Die Gedenkstunde endete mit der Botschaft, auch heute noch Mut zur Zivilcourage zu zeigen und die Geschehnisse aus der Reichspogromnacht nie zu vergessen.
Diese Veranstaltung wird seitdem jedes Jahr von unseren Schülerinnen und Schülern begleitet.
Am 9. November 2014 jährte sich ein geschichtsträchtiges Ereignis in
Deutschland zum 25. Mal: Die anscheinend unüberwindliche innerdeutsche
Grenze wurde durch die friedliche Revolution in der DDR zu Fall
gebracht. Aus diesem Anlass besuchten die drei Landtagsabgeordneten Ruth
Ratter (DIE GRÜNEN), Manfred Geis (SPD) und Dr. Norbert Mittrücker (CDU) am
10.11. die Sozialkunde- und Geschichtskurse der 11. Jahrgangsstufe zu
einer Diskussionsrunde, um sich mit den Schülerinnen und Schülern über
die damaligen Ereignisse und die aktuelle gesamtdeutsche Entwicklung
auszutauschen.
Im Namen der Schulgemeinschaft bedankte sich Sozialkundelehrer Ingo Hammann bei den Landtagsabgeordneten und den Schülerinnen und Schülern für die lebhaften und kontroversen Diskussionen, die zeigten, dass gerade in diesem Bereich enormer Informations- und Diskussionsbedarf besteht.
Am Montag, dem 7. Juli 2014, besuchte die „Wer sonst?!“-AG des Leininger Gymnasiums Grünstadt auf Einladung ihres Paten Manfred Geis das rheinland-pfälzische Innenministerium sowie den Landtag in Mainz.
Im Rahmen des Schulprojektes „Schule ohne Rassismus –
Schule mit Courage“ wurden am LG anlässlich des „Red-Hand-Days“ im
Februar weit über 1000 rote Hände gegen den Einsatz von Kindersoldaten
gesammelt. Diese wurden dem Schulpaten Manfred Geis in einer Feierstunde
mit der Bitte um Weitergabe an die entsprechenden Stellen überreicht. Diesem
Wunsch kam er an diesem Tag nach, indem die Mitglieder der „Wer
sonst?!“-AG die roten Hände mitsamt einer von AG-Mitglied Paula Geisler
verfassten Petition persönlich an Innenminister Roger Lewentz übergeben
konnten. Der Innenminister berichtete den vierzig Schülerinnen und
Schülern des LG von persönlichen Erfahrungen, die er in Afrika bzgl. der
Kindersoldaten-Problematik selbst gesammelt hat, und versprach den
Jugendlichen, die deutschen Rüstungsexporte künftig noch kritischer zu
begutachten.
Eingebettet war die Übergabe der roten Hände in das aktuelle Partnerschulvorhaben des Leininger-Gymnasiums. Auf Anregung der ehemaligen Schülervertretung hatte der AG-Leiter und Sozialkundelehrer Ingo Hammann gemeinsam mit seiner Französisch-Kollegin Stephanie Bresser erste Kontakte hinsichtlich einer möglichen Schulpartnerschaft mit einer Schule aus dem rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda geknüpft. In einer interessanten Informationsveranstaltung stellte Mona Harbich vom Innenministerium sowohl das Land Ruanda als auch die Möglichkeiten einer Schulpartnerschaft vor. Ergänzt wurden ihre Ausführungen durch den jungen Ruander Nass, der zu diesem Zeitpunkt ein einjähriges Praktikum beim Sportbund absolvierte und über sein Heimatland und seine Eindrücke von Deutschland berichtete.
Nachdem die zahlreichen Eindrücke und Informationen beim gemeinsamen Mittagessen im Landtag diskutiert wurden, wurde die Exkursion in die Landeshauptstadt von einem informativen Workshop im Landtag zum Thema „Fairtrade“ am Beispiel von „Fairphone“ durch engagierte Mitarbeiterinnen (Frau Bode und Frau Rühmann) von ELAN abgerundet.
Alle waren sich am Ende einig, dass Mainz eine Reise
wert war und sich die Schülerinnen und Schüler nun mit neuer Motivation
den anstehenden Projekten widmen können. Ein besonderer Dank ergeht an
unseren Projektpaten Manfred Geis, der die Begegnung und den
Gedankenaustausch möglich gemacht hat.
„Keiner der Schüler muss kommen, doch sie wollen kommen…“. Diese Feststellung scheint so bemerkenswert zu sein, dass der vom prall gefüllten Theatersaal sichtlich beeindruckte Berichterstatter des SWR-Fernsehens sie gleich zu Beginn seines Beitrags über den Zeitzeugenvortrag von Paul Niedermann am LG als Einleitung verwendet. Eine zweite erwähnenswerte Aussage kommt von dem jüdischen Zeitzeugen selbst, der als Kind deportiert wurde und mit seinem Bruder glücklicherweise aus dem KZ fliehen konnte: „Ich verzweifle nicht an unseren Jugendlichen, sie hören zu und stellen die richtigen Fragen. Das treibt mich an.“ Und die als Frage formulierte Feststellung des lebensfrohen und sympathischen 85-jährigen „Wenn ich es nicht mache, wer soll es denn sonst tun?“ könnte nicht passender für diese rundum gelungene Veranstaltung der „Wer sonst?!-AG“ sein, die federführend bei der Ausgestaltung des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ an unserer Schule ist.
Projektvorstellung
Das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ wurde 1988 in Belgien gegründet und hat sich bis heute zu einem riesigen europaweiten Netzwerk entwickelt, dem aktuell über 1000 Schulen angehören. Ziel des Projekts ist die Sensibilisierung von Schulgemeinschaften für jegliche Formen von Rassismus und Diskriminierung. Dabei sollen Schülerinnen und Schüler angeregt werden, sich für Integration und Chancengleichheit zu engagieren und Rassismus keine Chance zu geben. Die Kriterien für die Anerkennung als Schule ohne Rassismus sind so angelegt, dass sich die komplette Schulgemeinschaft langfristig mit der Thematik auseinandersetzen muss. Genau dieser Aspekt macht das Projekt so reizvoll, da somit sichergestellt wird, dass sich unsere Schule auch in Zukunft regelmäßig mit diesen wichtigen gesellschaftlichen Themenbereichen befassen muss, um den Titel nicht wieder zu verlieren.
Warum das Projekt „Schule mit Courage“ an unserer Schule?
Erfreulicherweise ging die Initiative für die Bewerbung um den Titel „Schule mit Courage“ im Schuljahr 2005/2006 von engagierten Schülerinnen und Schülern aus. Da die NPD zu diesem Zeitpunkt nicht nur in Altleiningen und in Kirchheim aktiv war, sondern bei mehreren Werbeaktionen Schülerinnen und Schüler des LG direkt angesprochen hatte (u.a. Verteilung von Schulhof-CDs und NPD-Schülerzeitungen), wollte die Schulgemeinschaft ein klares Zeichen gegen diese rechtsextremen Umtriebe im Umfeld unserer Schule setzen. Das Projekt SMC wurde von der damaligen Schülervertretung um Fabian Müller, Kerstin Tisch, Sonja Moos, Tobias Bachert und Mehmet Simsek als passende Antwort auf die Anwerbeversuche der NPD ausgewählt. Als projektbetreuenden Lehrer konnten sie ihren Sozialkundelehrer Ingo Hammann für die Schule mit Courage begeistern. Prominente Unterstützung kam auch von außen, indem der SPD-Landtagsabgeordnete Manfred Geis als „Projekt-Pate“ zusagte. Hervorzuheben ist, dass die Aufnahmekriterien - u.a. mussten sich mindestens 70% der Schulgemeinschaft mit ihrer Unterschrift zur Einhaltung der Leitsätze des Projekts verpflichten - von unserer Schulgemeinschaft nicht nur erfüllt wurden, sondern bei Weitem übertroffen wurden (weit über 90% Zustimmung).
Verleihung des Titels „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“
Seit dem 14. Dezember 2006 trägt das LG als erste Schule in der Pfalz den Titel „Schule mit Courage“. Die feierliche Überreichung von Urkunde und Plakette fand im Rahmen eines von Schülerinnen und Schülern organisierten Festaktes mit zahlreichen geladenen Gästen durch den „Paten“ des LG, den Landtagsabgeordneten Manfred Geis, in der bis auf den letzten Platz gefüllten Aula des LG statt. Bei dieser sehr gelungenen Veranstaltung zeigte sich wieder einmal, zu was unsere Schulgemeinschaft fähig ist, wenn Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 13. Jahrgangsstufe unter Federführung der Schülervertretung gemeinsam mit einem engagierten Lehrerteam unter Mitwirkung der „Theater-AG“ und der „AG Neue Musik“ zusammenarbeiten.
Umsetzung des Projektes – Gründung der „Wer sonst?-AG!“
Um den Titel „Schule mit Courage“ auch zukünftig tragen zu dürfen und gleichzeitig die „Nachhaltigkeit“ des Projektes an unserer Schule zu sichern, wurde eine zugehörige Arbeitsgemeinschaft gegründet, in der interessierte Schülerinnen und Schüler ihre Ideen einbringen und thematisch passende Projekte planen und durchführen können. Die Betreuung der sogenannten „Wer sonst?!-AG“ übernahmen neben Henner Kunz und mir die Gleichstellungbeauftragte der Stadt Grünstadt Andrea Bressler. Im Laufe des Schuljahres 2008 konnte Geschichtslehrer Daniel Richter als weitere Betreuungslehrkraft gewonnen werden. Die Schülerorientierung der AG, die derzeit ca. 20 Mitglieder hat, ist nach wie vor zentraler Kern der gemeinsamen Arbeit; so werden mögliche Themen und Projekte gemeinsam besprochen und abgestimmt.
Beispiele für Aktivitäten und Projekte der „Wer sonst?!“-AG
Mittlerweile kann die „Wer sonst?!-AG“ auf zahlreiche erfolgreiche Aktivitäten und Aktionen zurückblicken. Zu Beginn stand die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus allgemein und vor Ort im Mittelpunkt (bspw. Veranstaltungen mit dem rheinland-pfälzischen Verfassungsschutz zur Aufklärung über rechtsextreme Werbemethoden sowie Projekttage mit dem „Netzwerk für Demokratie und Courage“ zum Thema Vorurteile). Neben der Teilnahme an unterschiedlichen Veranstaltungen (bspw. unter dem Motto „Lieber bunt als braun“ am Integrationsfest in Grünstadt im Rahmen der Woche der Begegnung) und Exkursionen (bspw. Geocaching-Projekt; Einladung bei Ministerpräsident Kurt Beck), ist die Aus- und Weiterbildung der AG-Teilnehmer ein wichtiger Baustein. So werden immer wieder Experten eingeladen, die bspw. über die aktuelle Entwicklung des Rechtsextremismus berichten. Auch der Gedankenaustausch mit gleichgesinnten Schülerinnen und Schülern bei den jährlich stattfindenden Netzwerktreffen der rheinland-pfälzischen Projekt-Schulen im Internierungslager Osthofen trägt dazu bei, dass immer wieder neue Meinungen und Ideen diskutiert und aufgegriffen werden.
Eine besondere Ausbildung erhielten im Schuljahr 2012 18 Schülerinnen und Schüler, die während einer zweieinhalbtägigen Schulung von außerschulischen Experten zu sogenannten „Schul-Scouts“ ausgebildet wurden und dabei sowohl inhaltliche als auch methodische Kompetenzen erlernten, um in der Orientierungsstufe eigenständig Unterrichtsstunden zum Thema Diskriminierung halten zu können.
Dass die AG-Arbeit auch hinsichtlich der individuellen Entwicklung der einzelnen AG-Mitglieder Früchte trägt, zeigt sich daran, dass fünf AG-Mitglieder eine große Verantwortung übernahmen, indem sie die Planung, Koordination und Durchführung eines Jugendkongresses gegen Rechtsextremismus in Wachenheim in Zusammenarbeit mit dem Lokalen Aktionsplan Bad Dürkheim erfolgreich bewerkstelligten , an dem über 300 Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis DÜW teilgenommen haben. Eine weitere Gruppe leitete hierbei einen gelungenen Workshop.
„Menschen mit Courage“
Wie bereits beschrieben, haben sich mittlerweile das Selbstverständnis und damit die behandelten Themenbereiche der AG erheblich erweitert. So haben sich die AG-Mitglieder dafür entschieden, das Positive der gemeinsamen Arbeit in den Mittelpunkt zu stellen, indem vor allem der zweite Teil des Titels maßgebend sein soll: Schule mit Courage.
In diesem Zusammenhang wurde auch die Vortragsreihe „Menschen mit Courage“ ins Leben gerufen, bei der Menschen ans LG eingeladen werden, die in ihrem Leben „Courage“ gezeigt haben. Die „Wer sonst?!“-AG sorgt dabei für ein passendes Rahmenprogramm. Nachdem zunächst Prof. Dr. Lücker eindrucksvoll über seinen Fluchttunnelbau unter der Deutschen Mauer berichtete („Tunnel 57“), erzählte Hannelore Brenner, die querschnittsgelähmte Paralympics-Goldmedaillengewinnerin im Dressur-Reiten, über ihren Reitunfall und ihr Leben als „Behinderte“. Aus LG-Sicht besonders reizvoll war die Konstellation bei der Veranstaltung über Asha Vihar, unserem Partnerprojekt in Indien: Neben der ehemaligen LG-Schülerin Claudia Zechel, die als Gründerin ihr Krankenhaus-Projekt vorstellte, referierten Stephanie Bachtin und Peter Daebel vom Abijahrgang 2011 sehr lebendig über ihre sechswöchige Mitarbeit in Asha Vihar.
Ausblick/Fazit:
Der enorme Zuspruch von interessierten – auch außerschulischen - Zuhörern bei den „Menschen mit Courage“-Veranstaltungen sowie die Schlussworte des SWR-Moderators („Ein besonderes Lob an das Leininger Gymnasium in Grünstadt“) zeigen uns als AG, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wichtiger für uns betreuende Lehrkräfte ist allerdings die Tatsache, dass „keiner unserer Schülerinnen und Schüler in unsere AG kommen muss, doch sie wollen kommen… und das treibt uns an!!!“
(Ingo Hammann)