Teilnahme der Theater-AG am „Schultheater der Länder 2018“ in Kiel

07.01.2019

Teilnahme der Theater-AG am „Schultheater der Länder 2018“ in Kiel

Es ist zwar schon eine Weile her, aber trotzdem immer noch präsent... 

Mit unserer Eigenproduktion „Marie W.“ wurden wir – nachdem wir mit diesem Stück schon im Mai 2018 beim Landesschultheatertreffen (LSTT) in Trier aufgetreten waren – von einer Theaterjury des Bundeslandes Rheinland-Pfalz ausgewählt, beim Schultheater der Länder (SDL) in Kiel vom 16.09. bis zum 22.09.2018 auf Bundesebene unser Bundesland zu vertreten. Das war für uns nach all den vielen Proben und Vorbereitungen ein großer Erfolg, eine große Ehre und eine geniale Erfahrung für alle Beteiligten.

Das Schultheater der Länder findet jedes Jahr in einem anderen Bundesland statt und ist bundesweit die größte Veranstaltung für Theater in Schulen. Es findet jedes Mal unter einem anderen Motto statt. In Kiel war das Motto „Theater und Politik“. Jede der teilnehmenden Gruppen sollte in ihrer jeweiligen Produktion zu diesem Thema arbeiten.

Am Sonntag, dem 16.09., ging es dann schon sehr früh, um 7:16 Uhr, ab Mannheim Hbf los auf die große Fahrt in den Norden. Wir wurden sehr freundlich schon am Bahnhof von Guides empfangen, die uns den Weg zur Jugendherberge zeigten und uns mit den nötigen Informationen versorgten. Alles war perfekt vorbereitet. Jeder Teilnehmer / jede Teilnehmerin bekam einen kleinen Rucksack mit Programmheften, Fahrkarten, Essensmarken, einer Trinkflasche etc. Die Zimmer in der Jugendherberge waren recht einfach, nicht zu vergleichen mit der „Luxusherberge“ in Trier, aber wir haben uns in der JUH Kiel dennoch sehr wohl gefühlt, v.a. weil man immer auch Schülerinnen und Schülern bzw. Spielleiterinnen / Spielleiter anderer Gruppen treffen konnte. Viel Zeit zum Ankommen hatten wir nicht, denn es ging schon bald los zu einem Marsch mit den selbst gestalteten Fahnen (eine Reminiszenz an den Matrosenaufstand von 1918) auf den Opernplatz.

Dort fand die Eröffnungsperformance statt und anschließend war im Opernhaus die Eröffnungsfeier mit einem genialen Moderator, den wohl alle in sehr positiver Erinnerung behalten werden. Nach einem opulenten Büfett hatte dann die erste Gruppe des Gast-Bundeslandes ihren Auftritt mit der Szenencollage „Na Gott sei Dank!“ zum Thema „Religion“. Am Montag gab es Workshops für die teilnehmenden Jugendlichen, aber auch für die Spielleiter und Spielleiterinnen sowie Impulsvorträge von Theaterfachleuten, die einen interessanten Überblick über das Politische im Theater vermittelten. Besonders beeindruckend war der Vortrag der Theaterpädagogin Uta Plate, die v.a. mit sozial benachteiligten Gruppen arbeitet. Die Aufführungen fanden entweder im Schauspielhaus oder auf der Bühne des Regionalen Berufsbildungszentrums (RBZ) statt. Im RBZ befand sich auch die Mensa, in der es ein wirklich – ohne Übertreibung – hervorragendes Essen gab.

In einer kleinen Sporthalle des RBZ war auch der sogenannte „Polit-Circus“ installiert. Dort konnte man mal die Beine baumeln lassen, sich locker über die Stücke unterhalten, Kaffee trinken (übrigens kostenlos) und zudem war dort auch der Info-Point. Ansonsten fanden im Polit-Circus auch jeden Tag kleinere Workshops oder Performances statt; auch ein Karaoke-Abend war dabei und eine Kneipenband hatte ihren Auftritt. Ohne den Polit-Circus hätte dem Festival wirklich etwas gefehlt.

Am Dienstag gab es dann fünf Aufführungen, wobei jeweils zwei Aufführungen parallel stattfanden, sodass nicht alle Teilnehmer zu allen Veranstaltungen gehen konnten, was das Ganze im positiven Sinn entzerrte. Nach den Aufführungen gab es jeweils Nachgespräche für die Schülerinnen und Schüler sowie Fachforen für die Lehrkräfte bzw. Theaterpädagogen, Dozenten etc. Bei den Nachgesprächen in den Fachforen wurden über der theatertheoretischen Debatte nicht immer die Bedingungen der jeweiligen Schulen und Theatergruppen berücksichtigt, aber dennoch war es interessant zu erfahren, wie Theaterfachleute die verschiedenen Produktionen beurteilten. Die Spielleiterinnen und Spielleiter mussten sich teilweise recht kritische Anfragen gefallen lassen.

Am Mittwoch fand eine Dampferfahrt nach Laboe statt, wo diejenigen, die wollten, ein U-Boot aus dem 2. Weltkrieg besichtigen konnten. Die meisten genossen allerdings das herrliche Wetter am Strand und einige Unerschrockene sollen sogar in der Ostsee gewesen sein...

Am Mittwochabend fand dann die Aufführung unserer Partnergruppe aus Berlin statt. Es handelte sich bei der Gruppe um Schülerinnen und Schüler einer Schule, die den Schwerpunkt Ballett und Theater hat. Folglich konnten sie sich hervorragend auf der Bühne bewegen. Sie setzten sich in ihrem Stück „Schön.Macht.Sein“ mit dem Schönheitskult und seinen Auswirkungen auseinander.

Am Donnerstag stieg dann bei uns die Spannung, denn am Freitagmorgen waren wir mit „Marie W.“ am Start. Die Requisiten kamen am Donnerstag gesondert mit einem Transporter an, der abwechselnd von Herrn Ofner und von Herrn Gayer gesteuert wurde. Die beiden hatten eine anstrengende Tour über die mit Baustellen gespickte Autobahn hinter sich. Die Techniker, Norman Frey, Philipp Gatzka, André Trump und Julian Wagner stießen dann auch zu uns.

Am Donnerstag konnten wir noch drei Aufführungen anschauen, aber dann ging’s daran, die Bühne einzurichten und uns im Raum zu orientieren. Immer wieder wurden Stellproben durchgeführt und Chorpassagen eingeübt. Wir hatten das Glück, mit einer Opera-Folie arbeiten zu können, was dazu führte, dass wir am Vorabend der Aufführungen noch neue Licht-Einfälle ausprobieren konnten. Es wurde sehr spät, bis alles soweit fertig war und wir in die Jugendherberge fahren konnten. Unsere Techniker schufteten unglaublich und leisteten allerbeste, präzise Arbeit (Großes Lob!). Sie arbeiteten so intensiv am Lichtkonzept, dass sie die letzte Bahn zur Jugendherberge nicht mehr bekamen und mit dem Taxi fahren mussten.

Um 10:00 Uhr am Freitagmorgen sollte dann unsere Aufführung auf der Bühne des RBZ starten. Der Besucherstrom war anfangs etwas dürftig und wir waren schon fast etwas enttäuscht, erfuhren dann aber, dass etliche die Bahn verpasst hatten und erst 15 Min. später eintreffen würden. Es kamen dann sehr viele Besucher, darunter auch einige Schulklassen aus Kiel und am Ende war der Saal voll. Alle waren sehr aufgeregt, zumal wir ja in anderer Besetzung auftraten als in Grünstadt. Sophie Rittner war erst zwei Wochen vor dem SDL für die erkrankte Hauptdarstellerin eingesprungen und hatte sich mit unglaublichem Engagement in die neue Rolle hineingearbeitet. Auch andere Spielerinnen / Spieler mussten neue Rollen lernen, sodass das Ganze schon eine „Zitterpartie“ war.

Die Aufführung lief dann aber sehr gut. Alle Beteiligen machten ihre Sache hervorragend und unser Spiel stieß auf ausgesprochen positive Resonanz. Wir waren total erleichtert und glücklich, dass wir diesen Marathon hinter uns gebracht hatten. Bei dem Nachgespräch der Schülerinnen und Schüler wurde unsere Inszenierung sehr gelobt, im Fachforum gab es ebenfalls viel positive Rückmeldung, aber auch den Kritikpunkt, man habe hier zu wenig „postdramatisches Theater“ gesehen. Eine Lehrerin meinte, sie müsse nun in ihrer 10. Klasse das im Stück vermittelte Männerbild wieder zurechtrücken. Sehr positiv wurden die Sprechchorpassagen hervorgehoben. Diese Elemente beeindruckten wohl am meisten, aber auch das intensive, exakte Spiel der Schülerinnen und Schüler wurde gelobt. Alles in allem konnten wir mit unserer Aufführung und mit den Rückmeldungen sehr zufrieden sein.

Nach der letzten Aufführung des Bundeslandes Thüringen, „Wir sehen dich, Antigone“, und den üblichen Nachgesprächen gab es dann um 18:00 die große Abschlussfeier im Schauspielhaus mit wirklich interessanten Beiträgen, v.a. vom Moderator, der neben seiner Moderatorentätigkeit hauptberuflich als Lehrer tätig ist.

Zum Abschluss des Festivals gab es dann in der Jugendherberge ein reichhaltiges Büfett und eine Party mit Tanz.

Nach einer für manche - kurzen - Nacht und einem schnellen Frühstück ging’s dann zum Bahnhof. Bei der Rückfahrt machte die Bahn ihrem schlechten Ruf mal wieder alle Ehre: In Hannover gab es eine Störung und wir konnten erst nach einer Stunde Aufenthalt weiterfahren. Gegen Abend kamen wir dann aber wieder wohlbehalten in Mannheim bzw. Grünstadt an.

Was ist nun das Fazit unserer Teilnahme am Schultheater der Länder? Es war wahnsinnig anstrengend, vor allem hinsichtlich der Vorbereitung, aber es war auch eine geniale Erfahrung. Wir haben so viele Eindrücke zur Theaterarbeit mitgenommen, so viele Impulse für die eigene Arbeit erhalten, wir haben so viele tolle Gespräche über das Theater, aber auch über alles Mögliche andere gehabt, so viele unterschiedliche Menschen kennengelernt, dass wir uns durch diese Teilnahme als reich beschenkt betrachten dürfen. Alle Beteiligten werden sicher noch lange vom SDL zehren. 

Stephan Dhein


Einen guten Überblick zum Festival gibt es in folgendem Film: 

https://youtu.be/b_GBfUsVbSQ